Fata Morganas im Wattenmeer

Scheinbar über der Sandbank fliegende Menschen, über dem Horizont schwebende Halligen, Blicke um die Erdkrümmung herum oder sogar vermeintliche Seeungeheuer. Fata Morganas können im Wattenmeer faszinierende Erlebnisse bieten.

Zwei Ursachen sind hierfür verantwortlich. Manchmal spielen sie auch zusammen.

Luftspiegelungen
entstehen, wenn unterschiedlich warme Luftschichten scharf abgegrenzt übereinander liegen, etwa wenn die Mittagssonne die Sandbank erhitzt und die Luft darüber zu flimmern beginnt. Beim Blick flach darüber hinweg kann die Grenzschicht dann zum Spiegel werden. Ein typisches Beispiel ist die scheinbar über einer Sandbank schwebende Hallig. Dort sieht man etwa nur das Haus und Teile der Warft auf direktem Weg. Darunter spiegeln sie sich samt Himmel, so dass sie auf grauem oder hellblauen Untergrund zu schweben scheinen.

Brechungserscheinungen
kommen zustande, wenn z. B. an ruhigen Frühsommertagen über kaltem Meerwasser die Luft auf den ersten Metern kontinuierlich wärmer wird. Dann nimmt auch die Dichte der Luft mit der Höhe und zunehmender Wärme leicht ab. Blickt man von einem etwas erhöhten Standpunkt in Richtung Horizont, wird wie an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser der Blick ein wenig zum dichteren Medium hin abgelenkt. Ein Lichtstrahl wird dann leicht um die Erdkrümmung herum "gebogen" - und dadurch werden Orte sichtbar, die eigentlich hinter dem Horizont verborgen liegen.

Genauere Informationen über die physikalischen Grundlagen liefert der Artikel: "Gespiegelt in besondern Düften ... Oasen, Seeungeheuer und weitere Spielereien der Fata Morgana" von Prof. Michael Vollmer, der hier als PDF zum Download steht.

Weitblick im Wattenmeer - bis Helgoland und zu den Offshore-Windparks

Schon um 1080 erwähnte der Chronist Adam von Bremen, dass man von der Insel Holm (= Utholm, Teil von Eiderstedt) manchmal Helgoland sehen könne.

Eigentlich ist dies gar nicht möglich, denn die Insel liegt 50 Kilometer entfernt bereits hinter der Erdkrümmung verborgen. Bei manchen Wetterlagen können jedoch Fata Morganas den Felsen auch vom Festland sichtbar machen.

Insbesondere wenn an ruhigen Frühjahrs- oder Frühsommertagen auf dem Meer warme über kalter Luft geschichtet ist, können Lichtstrahlen abgelenkt und um die Erdkrümmung herum geführt werden. Schiffe oder Inseln, die unter dem Horizont liegen, werden dann quasi angehoben und sichtbar.

Manchmal bilden sich auch Grenzschichten, an denen sich Bilder spiegeln. Dann kann Helgoland sogar kopfüber am Horizont stehen.

Auch andere ungewohnte Dinge sind manchmal am Horizont zu entdecken. So ist manchmal von St. Peter-Ording auch die fast 50 km entfernte niedersächsische Küste zu sehen. Ohne Brechungserscheinungen kann man hingegen bei klarem Wetter nur den oberen Teil des Cuxhavener Fernsehturms sehen, während der Rest hinter der Erdkrümmung verborgen liegt.

Auch die Offshore-Windparks, eigentlich ebenfalls zu weit entfernt, werden als Fata Morgana manchmal sichtbar.

Auch Polarlichter kann man im Weltnaturerbe Wattenmeer gut beobachten. Mehr dazu hier.