Mit Luftballons gegen Plastikmüll?

Schutzstation Wattenmeer kritisiert Luftballon-Wettbewerb des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Der Tag der offenen Tür des Kieler Landtags am 12. Juli soll von zwei Massenaufstiegen von Luftballons gekrönt werden.
Die Schutzstation Wattenmeer sieht hierin eine völlig unnötige Aktion, die im Gegensatz zu vielen anderen Maßnahmen von Parlament und Regierung steht.
Geschäftsführer Harald Förster hierzu: "Warum muss ausgerechnet das Parlament des "Landes zwischen den Meeren" Luftballon-Wettbewerbe durchführen?
Während das Umweltministerium Bürgern rät, freiwillig auf Plastiktüten zu verzichten und Fischer unterstützt, die Meeresmüll wieder an Land schaffen, will der Landtag 1.000 Luftballons auf die ungewisse Einweg-Reise in Richtung Landschaft und Meer schicken".

Die Ballons sind sowohl an Land als auch im Meer ein Problem. In den Schnüren und Verschlüssen verheddern sich immer wieder Tiere, die hierdurch stark beeinträchtigt werden und oft daran sterben. Im Wasser treibende Luftballonreste werden von manchen Vögeln mit Nahrung verwechselt und irrtümlich aufgenommen. Ein toter Eissturmvogel, den Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer an der Westküste fanden, hatte 14,6 Gramm Kunststoff im Magen.
Der größte Teil hiervon bestand aus dem Rest eines Luftballons.
Auch Ballons aus Naturkautschuk sind keine Alternative. Diese können zwar langfristig von Mikroorganismen abgebaut werden. Größere im Wasser treibende Reste sind trotzdem für Fische oder Vögel unverdaulich.

Daher fordert Harald Förster: "Angesichts des umfangreichen Programms des Tags der offenen Tür sollte es kein Problem sein, den Luftballonwettbewerb abzublasen.
Und wenn man der Umwelt noch etwas gutes tun will, könnte man die Besucher statt dessen über Meeresmüll und seine Vermeidung informieren.
Der Verzicht auf den Wettbewerb wäre gleich ein gutes Beispiel, unnötigen Müll gar nicht erst entstehen zu lassen."


Weitere Informationen:
Die wichtigsten Fakten zu Ballon-Müll hat der niederländische Wissenschaftler Jan A. Franeker in einer Übersicht zusammengestellt. Diese diente zur Diskussion, ob man zum holländischen Königs-Geburtstag tatsächlich wieder Tausende Ballons steigen lassen müsse.
Download (PDF engl., 1,7 MB)



Über 90 Prozent des Plastiks im Meer landen auf dem Meeresgrund. Unter Wasser treibende Reste von Luftballons können von Vögeln mit Nahrung verwechselt werden. Selbst bei Resten aus Naturkautschuk verhungern diese dann oft mit vollem, aber verstopften Magen.