Plastik aus vielen Jahrzehnten

Ergebnis der Spülsaumkontrollen

Westwind soll in den nächsten Tagen das Hochwasser oft einen halben oder ganzen Meter über Normal auflaufen lassen. Damit dürften unsere Freiwilligen-Teams bei ihren regelmäßigen Spülsaumkontrollen wieder auf viel Plastik stoßen, das die See herantreibt.
In den Fundstücken kann man wie in einer Chronik lesen. Ganz frisch sind bunte Corona-Masken zu finden, die nun die weißen und hellblauen aus dem Frühjahr und Sommer ergänzen.
Von Anfang 2019 stammen schwarze Kunststoff-Fahrradschutzbleche, die bei der Havarie des Container-Riesen "MSC Zoe" über Bord gegangen waren. Inzwischen zeugen rostige Schrauben und Spuren von Seepocken von längerer Zeit im Wasser.
Einwegrasierer sind ein Jahr älter und lagen 2018 häufig an den Stränden. Reste von einfachen Überraschungseiern stammen von Anfang 2017, als diese massenhaft vor allem vor Niedersachsen angespült wurden.
Manchmal stößt man auch auf Kunststoffstücke, die 20 oder bis zu 50 Jahre alt sind. Sie kommen etwa zutage, wenn Wellen an Abbruchkanten alte Bodenschichten freilegen, in denen diese Teile verborgen waren. Ein Beispiel hierfür war letzte Woche der Deckel einer Margarine-Packung am Rand einer Düne. Nach seiner Aufschrift dürfte er aus den 1990er-Jahren stammen. Aber auch schon Waschmittelbecher vom Anfang der 1970er-Jahre tauchten plötzlich auf.

All diese Dinge zeigen, wie lange sich Kunststoffe in der Küstennatur halten. Zum Weltnaturerbe, das wir künftigen Generationen weitergeben, wird daher ungewollt auch Plastik als "Kulturerbe" gehören. Mehr über die Probleme mit Kunststoffen im Meer steht hier auf unserer Webseite.

Dokumentieren kann man Plastikstücke im Strandfunde-Internetportal BeachExplorer.org. Dort kann man nicht nur Tausende Tierarten bestimmen, sondern auch menschgemachtes Treibgut. Zugleich kann man alles auch für wissenschaftliche Auswertungen melden.

Mehr über Spülsaumfunde, egal ob Pflanzen, Tiere oder Müll, kann man bei unseren Strandführungen erfahren, die unsere Freiwilligen-Teams auch jetzt im Winterhalbjahr anbieten. Die Termine stehen hier im Hauptkalender oder auf den Seiten der jeweiligen Stationen.

 

 

Joghurtbecher am Strand
Joghurtbecher im typischen Design der 1970er oder 1980er Jahre. Er gehört zu den ältesten Fundstücken von Kunststoffen im Nationalpark.
Neongrüne Corona-Maske
Ziemlich neu sind bunte Corona-Masken. Sie sind oft erst einige Tage alt.
Überwachsene Corona-Maske
Im Frühjahr waren Corona-Masken fast nur in weiß oder hellblau erhältlich. Nach einiger Zeit im Wasser sind sie oft von Algen überwachsen und kaum noch zu erkennen.
Schwarzes Fahrradschutzblech im Spülsaum
Knappe drei Jahre alt sind solche schwarzen Fahrradschutzbleche. Sie stammen aus den Containern der MSC-Zoe, die diese im Januar 2019 verlor.
Einwegrasierer im Sand
Anfang 2018 landeten viele Einwegrasierer an den Stränden. Dieser Fund letzte Woche zeigt, dass offenbar immer noch welche in der See unterwegs sind.
Deckel eines Plastik-Überraschungseies
Knapp 5 Jahre alt sind solche Deckel einfacher Überraschungseier, die um Neujahr 2017 massenhaft auf Langoog ankamen und sich später im ganzen Wattenmeer verbreiteten.
Seilrest an einer Abbruchkante
Im Wattboden, aber auch in Dünen können Kunststoffe offenbar Jahrzehnte lagern, ohne sich stark zu verändern. Bei Sturmfluten werden sie dann wieder freigesetzt und drehen eine neue Runde durch die Umwelt.
Plastikdeckel im Sand
Vergangenen Donnerstag war dieses Kunststoffteil an einer Düne zu entdecken.
Rama-Margarine-Deckel
Hier verbarg sich ein Margarine-Deckel, der etwa aus der Mitte der 1990er-Jahre stammen dürfte.
Waschmittelbecher von 1970
Dieser Waschmittelbecher lag vor zwei Jahren am Strand. Die Werbung für „Fakt mit der neuen Basiswaschkraft mit PSE“ lief im Sommer 1970. Somit war der Becher knapp 50 Jahre alt.