Überwinterungsgäste trotzen arktischen Temperaturen

Nördlichster Brutvogel der Welt auf Nahrungssuche

Die Temperaturen erreichen in den Nächten an der Nordsee Gefrierschrank-Niveau. Während Nonnengänse und andere Kurzstreckenzieher beginnen, sich nach weniger frostigen Regionen umzusehen, sind andere Überwinterungsgäste im Wattenmeer härter im Nehmen. Am Flutsaum lassen sich Trupps auffliegender Vögel mit teils weißem Gefieder beobachten, die auf der Suche nach den Samen angespülter Salzwiesenpflanzen, insbesondere des Quellers, sind.

„Für Schneeammern ist das Wattenmeer jetzt wie eine subtropische Wellnessoase“, sagt Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Als nördlichste Brutvögel der Welt kommen die Ammern in ihren arktischen Brutgebieten mit sehr viel extremeren Bedingungen zurecht. „Sie brüten dort in Felshöhlen und können Blizzards im Schnee vergraben mehrere Tage überstehen“, berichtet Borcherding. Dabei müssen sie selten trinken. Sie gewinnen Wasser durch die chemische Spaltung ihrer ölreichen Nahrung. 

Die Pflanzensamen im Angepül sind auch für andere Wintergäste im Wattenmeer eine willkommene Nahrungsquelle. Trupps von Ohrenlerchen und Berghänflingen bevölkern ebenfalls die Flutsäume. Die Schneeammern dringen bei der Nahrungssuche bis an Hafenmolen und Deiche vor, wo ihnen ihre Konkurrenten nicht hinfolgen mögen. Bis März lassen sich die Schneeammern noch bei uns beobachten. Dann kehren sie zum Brüten in ihre arktische Heimat zurück.

Mehr über die Schneeammer

Beobachtungen der Schneeammer kann man auch hier im Strandfunde-Internetportal BeachExplorer melden.

Schneeammern gewinnen Trinkwasser durch chemische Spaltung der Nahrung.