Wirksamer Elektrozaun

Aufwändiger Schutz brütender Vögel

Der Ende Mai versuchsweise im Nationalpark vor St. Peter-Ording errichtete Elektrozaun zum Schutz am Strand brütender Vögel hat seine Aufgabe weitgehend erfüllt. Das Projekt machte allerdings auch deutlich, dass mit Aufbau, Kontrollen und Abbau viel Arbeit verbunden ist.

In den vergangenen Jahren gelangte im Vorland von St. Peter-Böhl kaum ein Gelege von Austernfischer, Sand- oder Seeregenpfeifer zum Schlüpfen. Insbesondere Füchse holten sich schon bald die Eier. Nachdem Seeschwalben bereits länger als Brutvögel fehlten, sank auch die Zahl brütender Regenpfeifer auf einzelne Paare. Ein Mittel, um diese Entwicklung aufzuhalten und vielleicht sogar wieder umzukehren, könnten Elektrozäune sein. 

Innerhalb des Zaunes wurden keine Gelegeverluste beobachtet. Stattdessen schlüpften Austernfischer und Regenpfeifer, deren Junge auch Mitte Juli noch im Gebiet unterwegs waren.
Hoch war der Arbeitsaufwand auch nach dem Aufbau. Techniker Martin Knop optimierte vor Ort die Elektrik. Denn durch den zwischenzeitlich sehr trockenen Sandboden sank die wirksame Spannung deutlich. Das Freiwilligen-Team kontrollierte einmal täglich den gesamten Zaun, beseitigte Kurzschlüsse und reparierte kleinere Schäden.
Eine unerwartet hohe Flut zeigte allerdings auch die Risiken solcher Maßnahmen im oberen Gezeitenbereich auf. Wir hatten den Zaun etwa 70 cm über dem mittleren Hochwasser errichtet. Einer Flut von einem Meter, wie sie für den 2. Juli vorhergesagt war, hätte er weitgehend standhalten sollen. Am nächstliegenden Pegel am Eidersperrwerk wurde mittags allerdings unerwartet die Marke von 1,37 Meter über Normal erreicht. Hierdurch wurde die umzäunte Insel etwa zur Hälfte überflutet. Die Jungvögel konnten offenbar in die höheren Bereiche ausweichen. Der Zaun wurde jedoch auf weiten Strecken umgerissen und weggespült.

Da nach der Flut keine neuen Gelege mehr entdeckt wurden, beschlossen wir, den umgeworfenen Zaun vorerst vor Ort zu lassen, um die Vogelfamilien im Gebiet nicht durch unnötige Aktivitäten zu stören. Nachdem das liegende Zaungeflecht allerdings zunehmend von Sand überweht wurde, bauten wir diese Bereiche Mitte des Monats ab. Hierbei stellte sich heraus, sich auch große Mengen von Algen darin verfangen hatten, die nun vor der Einlagerung des Materials entfernt werden müssen.
Nächstes Jahr wollen wir den Zaun schon früher in der Brutsaison aufbauen und hoffen, dass die Fläche dann ähnlich wie schon diesen Sommer auf dem Sylter Ellenbogen auch wieder von Seeschwalben besiedelt wird.

Gruppe arbeitet am Zaun
Der Elektrozaun wurde mehrfach optimiert. Bei dieser Mitmach-Aktion befestigten Freiwillige u. a. eine zusätzliche "Erd-Litze" an den Stäben.
Fuchs in der Salzwiese
Die Gefahr durch Füchse ist real. Dieser lief am 20. Juni am hellen Tag durch das Böhler Vorland.
Diskussion am Zaun
Koordinatorin Sabine Gettner und Ingenieur Martin Knop diskutierten weitere Anpassungen des Zaunes.
Freiwillige mit Rucksack am Zaun
Freiwillige wie Lisa waren mit dem gelben "Zaun-Rucksack" täglich am Gebiet unterwegs, um kleine Schäden sofort zu beheben.
Seeregenpfeifer mit drei Jungen (rot markiert)
Der Lohn des Projekts: Am 18.6. schlüpften die ersten Seeregenpfeifer. Am 24. war ein Altvogel mit allen drei Jungen (rote Markierungen) am Gebiet unterwegs.
Handy-Foto junger Austernfischer im Nest
Diese Austernfischer schlüpften am 30. Juni noch rechtzeitig vor der Überflutung. Das Foto entstand aus größerer Distanz mit dem Handy durchs Fernrohr.
Eirest am Strand
Außerhalb des Zauns waren hingegen geleerte Eier zu finden - mit den typischen Spuren von Eckzähnen.
Verdrifteter Zaun auf feuchtem Sand
Am Tag nach der Flut: Der Zaun lag voller Algen in den zuvor überspülten Bereichen der Insel.
Überwehte liegende Zaunstrecke
Wiederholt kräftiger Wind ließ die liegenden Zaunelemente bald im Sand verschwinden.
Gruppe beim Einrollen der Zaunelemente
Abbau der umgeworfenen Zaunstrecke.
Mitarbeiterin rollt Zaun ein
Um die Zeit im Gebiet kurz zu halten, rollte Nationalparkhaus-Leiterin Finnja Rohwedder diese Zaunbahn nur schnell ein. Die Algen werden später im Stationsgarten entfernt.