Naturschutzgebiet "Wöhrdener Loch"
Feuchtwiesen auf ehemaligen Wattflächen
Das 495 ha große “Wöhrdener Loch” im Norden des Meldorfer Speicherkoogs ist eines der zwei Naturschutzgebiete, welche zum Ausgleich für den Verlust von ca. 1560 ha Sandwatt und ca. 900 ha Vorland- und Salzwiesenflächen durch die Eindeichung geschaffen wurden. Im Gegensatz zum südlichen “Kronenloch” ist das “Wöhrdener Loch” vom Salzwasserstrom abgeschnitten. Ziel war es, in diesem Gebiet ein Süßwasser-Biotop als Brut-, Nahrungs- und Rastplatz für gefährdete Vogelarten entstehen zu lassen.
Gebiet und Beobachtungstipps
Nach der Eindeichung wurden aus vorhandenen Prielen Flach- und Tiefwasserbereiche geschaffen. Dem Ziel folgend, ein Süßwasser-Biotop, für den Schutz der rastenden Vögel, entstehen zu lassen, siedelten sich auf den ehemaligen Wattflächen schnell Süßwiesengesellschaften an. Das EU-Projekt „LIFE Limosa“, das seit 2012 in Händen der Stiftung Naturschutz liegt und vom Michael-Otto-Institut des NABU in Bergenhusen wissenschaftlich begleitet wird, hat sich dem Erhalt der vom Aussterben bedrohten Uferschnepfe verschrieben. So wurden die Lebensbedingungen durch Beseitigung hoher Strukturen, wie Gebüsch und Schilf Vernässung der Flächen und Schutz vor Prädatoren, verbessert. Der nach wie vor fortschreitenden Sukzession wird mit einer mit Mischbeweidung entgegengewirkt. Weil die Freilandhaltung der Schafe, Ziegen und Rinder nicht ausreicht, muss einmal im Jahr maschinell nachgeholfen werden. Am Beobachtungspunkt am Parkplatz oder auf dem Deich hat man einen guten Blick auf die unterschiedlichen Wasserflächen im Wöhrdener Loch, wo im Herbst der rot leuchtende Queller und unzählige Vögel zu beobachten sind. Besonders mit einem Spektiv ist dieser Punkt ein Highlight für alle Vogelbeobachter:innen.
Pflanzen- und Tierwelt
Mit seinen unterschiedlichen Lebensräumen bildet das “Wöhrdener Loch” besonders für die Vogelwelt ein wichtiges Gebiet. Viele Wiesenbrüter, wie Feldlerche, Wiesenpieper, Schafstelze, Rotschenkel, Kiebitz und Uferschnepfe sind hier zu finden.
Von Herbst bis Frühling rasten Tausende Zugvögel und Wintergäste im Gebiet, wie die Nonnengans in zunehmender Anzahl. An den Wasserflächen findet man nahezu alle europäischen Entenarten und unzählige Limikolen, wie den Kampfläufer, die Pfuhlschnepfe und den großen Brachvogel. Besonders die Flugmanöver der großen Goldregenpfeifer- und Alpenstrandläuferschwärme prägen die Landschaft.
Zusätzlich gesellen sich auch seltene Gäste, wie das Thorshühnchen, Odinshühnchen oder der Sichelstrandläufer hinzu, die hier zwischen ihrem Brutgebiet in der nördlichen Tundra und ihrem afrikanischen Überwinterungsgebiet einen Zwischenstopp einlegen.
Trotz der fortschreitenden Aussüßung werden die deichnahen Flächen immer noch vom Salzwasser beeinflusst. Dort sickert das sogenannte Qualmwasser direkt aus der Nordsee unter dem Deich hindurch in das Naturschutzgebiet.
Die Wassermenge und der Salzgehalt sind offenbar so groß, dass dort Queller und das Andelgras wachsen, welche sonst nur bei direktem Meerwassereinstrom vorkommen. Im Herbst verfärbt sich der Queller zum Ende seiner Vegetationszeit rot. Er hat dann soviel Salz angereichert, dass er abstirbt. Aus den Samen wachsen im darauffolgenden Jahr neue Quellerpflanzen.
Arbeiten im Naturschutzgebiet
Die Beobachtung der Schutzgebiete ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. So kontrollieren wir bei den regelmäßigen “Gebietstouren”, ob es Störungen oder Besonderheiten gibt, die sich auf die schützenswerten Tiere negativ auswirken. Vom Freischneiden und Streichen der Beobachtungsbänke bis zum Ausbringen von Saatgut für Blühflächen übernehmen wir unterschiedlichste Aufgaben, um zum Erhalt des einzigartigen Naturschutzgebietes beizutragen. Im Frühjahr betreuen wir auch den Amphibienzaun an der Straße im Nordwesten des Gebiets.