Pottwal-Strandungen im Jahr 2016 - Übersicht, Ursachen, Bildergalerie

Im Januar 2016 kam es zu einer außergewöhnlichen Häufung von Pottwal-Strandungen im Wattenmeer und der südlichen Nordsee.

8.1.

2 Pottwale sterben auf dem Strand von Wangerooge.

12.1.

2  tote Tiere treiben an Helgoland vorbei. Als Gefahr für die Schifffahrt werden sie zum Holmer Siel bei Nordstrand geschleppt und am 14.1. dort untersucht und zerlegt.

5 lebende Wale stranden auf der niederländischen Insel Texel und verenden in der Nacht.

13.1.

1 totes Tier auf dem Eversand in der Wesermündung angespült,

1 weiteres auf der Sandbank D-Steert westlich von Büsum.

14.1.

1 Wal wird im Norden von Texel angespült. Die Meldungen eines zweiten Tieres in der Wesermündung und eines siebten Wals bei Texel bestätigten sich nicht.

22. - 25.1.

5 Wale stranden am Wash, einer Wattenbucht an der Küste Ostenglands (1 vor Hunstanton, 3 bei Skegness, 1 bei Wainfleet)

31.1.

8 Wale stranden auf dem hohen Watt am Kaiser-Wilhelm-Koog bei Friedrichskoog und verenden bis zum nächsten Vormittag.

2.2.

1 großer Bulle wird bei Calais in Nordfrankreich angespült.

3.2.

2 tote Tiere werden auf dem Blauortsand vor Büsum gefunden.

4.2.

1 Wal strandet und stirbt bei Hunstanton (GB) nah dem Ort, wo schon am 22.1. ein Tier angespült wurde.

Damit strandeten insgesamt 29 Pottwale an den Küsten zwischen dem englischen Wash und der Eidermündung.

Die Ursachen bleiben unklar

Warum die Pottwale offenbar Anfang Januar auf dem Weg aus der Arktis südwärts in die Nordsee gelangten, wird wohl nie eindeutig zu klären sein. Direkte menschliche Einflüsse wie durch die Offshore-Ölförderung oder militärische Übungen sind nicht nachzuweisen. Einige Tiere hatten größere Plastik-Teile im Magen-Darm-Trakt, jedoch schienen sie hierdurch nicht akut beeinträchtigt und z. B. abgemagert zu sein. Britische Forscher stellten zur Diskussion, ob durch die industrielle Waljagd bis in die 1980er Jahre, bei der vor allem große und damit alte und erfahrene Tiere getötet wurden, in der Walpopulation viel an Erfahrungen über Zugwege verloren gegangen sei, die etwa in Extremsituationen wichtig wären.

Auffällig war allerdings, dass die Strandungen der Pottwale mit verschiedenen weiteren außergewöhnlichen Beobachtungen von Meeressäugern zusammen fielen. So wurden Ende Januar vor der belgischen Küste zwei Buckelwale beobachtet. Am 8. Februar strandete auf Sylt  ein junger Orca. Auf Ameland (NL) und im Kategatt starben jeweils zwei sonst in der Nordsee extrem seltene Streifendelfine. Ein weiteres am Amrumer Strand gelandetes Tier konnten die Seenotretter wieder in die offene See bugsieren. Zuletzt strandete Ende Februar der dänischen Westküste auch ein Finnwal. Insgesamt eine Häufung, die wenig zufällig wirkt.

Nahrungsanalysen bei den Pottwalen zeigten nun, dass diese teilweise erst kurz vorher große Mengen von Nordischen Köderkalmaren und Europäischen Flugkalmaren gefressen hatten. Beides eher nördliche Arten, die aber jetzt offenbar auch vor Südnorwegen bzw. in der nördlichen Nordsee den Walen als Beute dienen konnten.
In diesem Zusammenhang bekam dann noch die Funde kleiner Leuchtheringe auf Sylt besondere Bedeutung. Denn diese Tiere kommen eigentlich im Nordatlantik in einer Tiefe von 200 Metern vor.

Denkbar ist also, dass mit den ungewöhnlich heftigen Stürmen zur Jahreswende, die auf den britischen Inseln zu Überschwemmungen und in der Arktis zu nie zuvor gemessenen milden Temperaturen führten, auch zahlreiche Fische und Wirbellose aus dem Atlantik in die nördliche Nordsee gelangten, denen wiederum viele Meeressäuger folgten, von denen einige dann nicht mehr den Weg zurück in den offenen Ozean fanden.

Sind damit menschgemachte Ursachen für die Walstrandungen auszuschließen? Eher nicht. Denn die starke Südwestströmung über dem Atlantik, die u. a. um Neujahr am Nordpol zu winterlichen Wärmerekorden führte, kann auch Zeichen des Klimawandels sein.

Allgemeine Informationen über Pottwal-Strandungen