Seekabel im Wattenmeer

Zur Versorgung mit erneuerbarer Energie gehören auch Seekabel. Über sie werden Offshore-Windparks an das Stromnetz angebunden. Zugleich ermöglichen Verbindungen, wie NordLink zwischen Schleswig-Holstein und Norwegen, Schwankungen bei Wind- oder Solarstrom in Mitteleuropa durch die Wasserspeicher-Kraftwerke Skandinaviens abzupuffern.
Die Verlegung der Kabel erfordert umfangreiche Bauarbeiten. Ihr Betrieb kann das Watt erwärmen oder elektrische Felder erzeugen, die Tiere irritieren. Um Klimaschutz und Energiewende voranzubringen, akzeptiert die Schutzstation Wattenmeer den Bau der Kabel, wenn die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich gehalten werden.

Kabel durch den Nationalpark

Heute ist praktisch das gesamte Wattenmeer außerhalb der großen Schifffahrtsrouten als Nationalpark und Weltnaturerbe geschützt. In den Fahrrinnen besteht ein hohes Risiko, dass Kabel etwa bei Not-Ankerungen beschädigt werden und nur aufwändig zu reparieren sind. Da die staatlichen Schifffahrtsverwaltungen daher bislang gegen Trassen in den Fahrrinnen ihr Veto einlegen, müssen Kabel die als Nationalpark und Weltnaturerbe geschützten Wattgebiete queren.

Mit Klageverfahren zu erfolgreicher Bündelung

Die ursprünglichen Pläne sahen für das Norwegen-Kabel eine Trasse quer durch die Ruhezone des Nationalparks und das einzigartige Mausergebiet der Brandgänse vor Friedrichskoog vor. Die Windparks sollten mit insgesamt 12 Kabeln auf einer Trasse vor Büsum sowie auf einer zweiten durch das Walschutzgebiet und über Sylt mit dem Festland verbunden werden.
Diesen Wildwuchs hat die Schutzstation Wattenmeer letztlich durch verschiedene Gerichtsverfahren gemeinsam mit Partnern wie dem WWF, dem Landesnaturschutzverband und dem NABU verhindern können. Mit dem Land und den Energieversorgern wurde eine Einigung gefunden, bei der die Windparks vor der Westküste gebündelt in nur vier Kabeln auf der Trasse vor Büsum durch den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer angebunden wurden. Hier verläuft auch das NordLink.

Forderungen der Schutzstation Wattenmeer

Deutschland plant zur Energiewende einen weiteren deutlichen Ausbau der Offshore-Windkraft. Hierbei müssen wie bisher alle technisch machbaren Möglichkeiten zur Vermeidung von Trassen durch das Wattenmeer berücksichtigt werden. Insbesondere sollten entsprechend des Fortschritts der Technik auch Netzverknüpfungen auf See eingerichtet werden. So könnte Windstrom direkt von hoher See zur Zwischenspeicherung nach Skandinavien fließen und nicht wie bisher durch ein Kabel durch das Watt zum Festland und ein paralleles erneut durch das Watt nach Norwegen.

Weitere Informationen:
"Gegen den Wildwuchs der Seekabel
- Über 20 Jahre Einsatz rund um Seekabel im Wattenmeer"
Zweiteiliger Artikel in "wattenmeer" Heft 2018-3 und Heft 2019-1