Das Petermännchen
(Trachinus draco)
Ziemlich giftig
Angeblich zu Ehren von Petrus, dem biblischen Schutzheiligen der Fischerei, warfen früher die Nordseefischer diesen Fisch zurück ins Meer. Sie taten dies allerdings mit größter Vorsicht, denn der "Pieterman" (NL) ist der giftigste Fisch der Nordsee. Die Dornen seiner kurzen Rückenflosse und seiner Kiemendeckel sind mit Giftdrüsen verbunden, die ein extrem schmerzhaftes und zudem gewebeschädigendes Gift absondern. Zwar sind Todesfälle durch Stiche des Petermännchens selten, aber sie sind unglaublich schmerzhaft und können bleibende Schäden hinterlassen. Ein englischer Fischer im 18. Jahrhundert hat sich den gestochenen Finger amputiert, um den unerträglichen Schmerz zu beenden. Er wusste noch nicht, dass das Gift ein Eiweiß ist, das durch ein Bad der Hand in heißem Wasser neutralisiert worden wäre. Das Petermännchen ist ein bis 40 cm langer keulenförmiger Fisch, der etwa 10-15 Jahre alt wird. Seine Augen sitzen hoch über dem schräg stehenden Maul. Die Rückenflosse liegt normalerweise flach auf dem Rücken und wird nur zur Verteidigung aufgestellt. Der Körper ist teils blau-gelb gefleckt und hat eine schräge dunkle Zeichnung.
Wie lebt das Petermännchen...?
Der Fisch ist von Norwegen bis Westafrika und ins Schwarze Meer verbreitet und im Mittelmeer häufig. Er ist an Sandgrund gebunden, weil er sich meist eingräbt. Den Winter verbringt das Petermännchen in tieferem Wasser, im Sommer kommt es zur Paarung und Eiablage in flache Küstengewässer. Als Lauerjäger ruht der Fisch im Meeresgrund vergraben und schnellt plötzlich hervor, um Beutetiere zu schnappen. Seine Nahrung sind im Sommer vor allem Garnelen, im Herbst Jungfische. Im Winter frisst das Petermännchen monatelang gar nichts. Obwohl die Art im Kattegat, im Ärmelkanal und an der englischen Küste überall häufig ist, fehlt sie im Wattenmeer. Um 1960 verschwand das Petermännchen hier. Da die Art genau in den von Krabbenfischern genutzten Zonen lebt, ist zumindest zu vermuten, dass sie durch die Schleppnetze verdrängt worden ist.
Hätten Sie gedacht, dass...
- ... der wissenschaftliche Name übersetzt "rauher Drache" bedeutet, während das engl. "weever" sich von Viper = Giftschlange ableitet?
- ... es eine Schwesterart, das Kleine Petermännchen oder Viperqueise gibt, das gleich giftig ist und sich durch fehlende dunkle Zeichnung unterscheidet?
- ... das Gift der Petermännchen neben dem Wirkstoff Dracotoxin auch viel Histamin & Serotonin enthält, was den Schock durch den Stich sehr verstärkt?
- ... Möwen, die ein frisch gefangenes Petermännchen zugeworfen bekommen und dieses schlucken, angeblich sofort tot aus der Luft abstürzen?
- ... Raubfische niemals Petermännchen fressen, wohingegen Kormorane das Gift wohl vertragen?
- ... die Winterpause mit langer Fastenzeit auch in Gefangenschaft über Jahre beibehalten wird, die Fische also einen "inneren Kalender" haben?
- ... der Fisch in Frankreich als Delikatesse gilt?
- ... die deutsche Giftzentrale Petermännchen-Stiche nach dem Wohnort der Opfer erfasst, so dass Hessen (durch Mittelmeer-Urlauber) deutlich mehr Stiche hat als Schleswig-Holstein?